Zeitungs-Ausschnitte: Plattform

Band-Portrait von PLATTFORM - Zeitschrift "Neues Leben" (1987)

Besetzung: Detlef Kotte (bg, voc), Uwe Rublack (g), Gerd Wollermann (g), Ulli Ulbricht (dr), Michaela Burkhardt (voc).
Entwicklung: Die Cottbuser Band formierte sich 1980, spielte damals keyboardsbetonten Rock, auch Blues. In jetziger Besetzung ist Plattform seit 1985 zusammen (dazwischen gab es eine Pause, bedingt durch Ehrendienst bei der NVA u. Umbesetzung). Das musikalische Konzept entwickelte sich nun in Richtung Hard Rock. Als Sängerin kam Michaela Burkhardt (von Beruf Verkäuferin). Die Berufe der anderen: Baufacharbeiter (Detlef, Uwe), Schlosser (Ulli), Maschinist (Gerd). 1985 erreichten sie die "Sonderstufe".
Repertoire: viel Eigenes, auch Titel von Lee Aaron, David Chastain, Warlock.
Titel: "Lichter der Nacht", "Fieber", "Heavy-Braut", "Mein Lied", "Haut und Haar" u.a., die beiden erstgenannten Titel wurden unlängst im Rundfunk der DDR produziert. Die Kompositionen kommen vorrangig von Detlef Kotte und Uwe Rublack. Einen festen Texter gibt es nicht; da ist die Band noch auf der Suche.
Standpunkt: Eigentlich sind wir eine Hard Rock Band; Heavy Metal trifft's nicht so ganz (unsere Textinhalte sind z.B. alles andere als mystisch, auch äußere Attribute der Heavy-Rocker fehlen bei uns - wir mögen's lieber verrückt und bunt). Unseren Fans gefällt das, aber vor allem kommen sie wegen der Musik. Die meisten sind ziemlich sachkundig. Ein großes Problem für uns ist, daß wir noch keinen Partner gefunden haben (einen Betrieb oder eine gesellschaftliche Institution), mit dem uns ein Fördervertrag verbindet. So ganz ohne Unterstützung hat man's als Amateurband schwer. Plattform nahm an der VIII. FDJ-Werkstatt Jugendtanzmusik '86 und bei Rock für den Frieden '87 mit großem Erfolg teil.

"Heavy Metal mit Sonderpreis" - Zeitschrift "Melodie & Rhythmus" (1987)

Orientierung fand sie selbst erst mit dem internationalen Medienstart von Warlock. Hinzu kam Songmaterial von David Chastaine, das ebenfalls anspruchsvoll und richtungweisend war, denn Plattform-Musik sollte nicht auf einen engen Fankreis begrenzt bleiben. Ohren sollten und sollen geöffnet werden, möglicherweise auch die der Freunde von Modern Talking.
Aber selbst Micky hatte sich das Ganze etwas leichter vorgestellt, zumal sie in den vorigen Gruppen immer wieder gebremst wurde, jetzt wollte sie sich zum ersten Mal voll "aussingen". Aber dies war nicht das Problem, sie hatte sich völlig umzustellen, all die bekannten Floskeln und Schnörkel mußte sie ablegen und lernen, ihren Gesangsstil aggressiver zu gestalten. Als dann im September '85 die ersten Auftritte kamen, hätte sie zu guter Letzt beinahe doch noch aufgesteckt - stieß sie doch auf der Bühne beim "headbangen" mit Kotte derart heftig zusammen, daß sie fast ohnmächtig geworden wäre.
Obwohl es sich Anfang 1986 überhaupt noch nicht abzeichnete, platzte bei Plattform dann doch noch der Knoten. Viel Raum für eigenes Material blieb in dieser Anfangsphase eigentlich nicht. Mit den beiden Demos "Zieh Leine" und "Fliegen", im April/Mai '86 produziert, bewarb sich die Band zur "Öffentlichen Beat-Kiste", die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, nach jungen und neuen Metal-Bands aus der Amateur-Szene des Landes zu forschen. Plattform als Amateurband der Sonderstufe war am 13. Juni in Görlitz mit dabei. Allmählich begann sich nun die harte Probenarbeit auszuzahlen. Die FDJ-Bezirksleitung unterstützte zwei Studioproduktionen, so entstanden im August die Titel "Heavy Braut" und "Haut und Haar", die sich dann im Oktober bzw. Dezember in der "Beat-Kiste" (Jugendradio DT 64) bis in die vordersten Plätze spielten, "Haut und Haar" sogar gleich von null auf eins.
Aber gerade der Start der" Heavy Braut" im Oktober gestaltete sich für Plattform günstig, denn als die Gruppe zur FDJ-Werkstattwoche nach Suhl delegiert wurde - eigentlich als Ersatzband und mit recht kurzer Vorbereitungszeit (knappe vier Wochen) - waren sie nun nicht mehr ganz so unbekannt. Der frische, zupackende Stil konnte sich durchsetzen - und wurde honoriert, Sonderpreis des Zentralrats der FDJ.
Danach kam es ziemlich Schlag auf Schlag. TV-Auftritt bei "rund" am 25. Oktober. Erarbeitung eines neuen Programms im November und Dezember mit weiteren eigenen Titeln. Teilnahme an der Aktion "Rock für den Frieden" im Januar 1987. Im März Arbeit in den Rundfunkstudios, Produktion der ersten beiden Funkaufnahmen "Lichter der Nacht" und "Feuer". Hierbei zahlte sich besonders die seit Suhl zwischen Emmerich Babernics (dialog) und Plattform bestehende lockere Mentorenschaft aus.
1987 wird sich sicherlich auch zum Medienjahr dieser Heavy-Metal-Formation gestalten. Geplant ist z.B. eine AMIGA-"Kleeblatt"-LP mit Metal-Bands unseres Landes, u.a. mit dabei Plattform. Geplant sind weiterhin TV-Auftritte bei "klick" und "STOP! Rock", aber auch ein Metal Open-Air-Konzert gemeinsam mit Formel 1 und Babyion anläßlich des Berlin-Jubiläums. Daneben bleibt natürlich die Erarbeitung neuen Materials, möglichst ein neuer Titel pro Monat, um nach und nach die internationalen Titel zu ersetzen. Also - viel zu tun für eine Band, die zielstrebig an sich arbeitet (Wolle, Kotte und Ulli besuchen sozusagen als Nachzügler die Musikschule) und deren Zusammenhalt nicht zuletzt durch den Erfolg gefördert wird. (von E. Leo Gehl)
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